Rassige Bandnudeln

Die Sonne scheint,
Es wird nie wieder dunkel.

Wenn, dann nur kurz,
Nachts, wenn die Sterne funkeln.

Ob im Rheinland oder in Vorpommern,
Überall ruft man: „Titten raus, es ist Sommer!“

Es ist also soweit. Der Sommer steht vor der Tür. Reinlassen werden wir ihn aber erst am 21. Juni. Dass es jetzt trotzdem schon so heiß ist, lässt sich einfach erklären. Wer kann schon gut schlafen, wenn jemand ums Haus schleicht? Genauso ist es mit dem Sommer, der momentan vor unseren Türen residiert.
Man fühlt sich ein wenig wie in Rio de Janeiro, nur ohne diese – wie heißt das noch gleich – „rassigen Brasilianerinnen“. Aber moment mal. Darf man denn den Begriff „rassig“ eigentlich verwenden? Gibt man das Wort in eine Suchmaschine ein, findet man „rassigen Latinas“, „rassigen Single-Frauen“ und „rassige Rothaarige“ ja sogar eine „edle rassige Flamenco-Corsage“. Es gibt aber auch weniger zweifelhafte Kombinationen, wie z.B. „rassige Säure“, „rassige Entwicklerskizzen“ oder „rassige Bandnudeln mit Rucola“. Man sollte sich also überlegen, wann man diesen Begriff benutzt. In verbindung mit Frauen gehört er meiner Meinung nach nicht. Frei nach Olaf Schubert: Man sollte Frauen so behandeln wie richtige Menschen.
Ich wünsche einen schönen Sommer.

Polterabend im Kino

Die Menschen sind verschieden. Das muss man so akzeptieren. Wer das nicht tut, ist ignorant und sozusagen menschenfeindlich. Das sagt sich leicht und geschrieben liest sich’s auch gut. Es gibt jedoch Menschen, die kann ich nicht ertragen.
Zur Zeit gibt es in Leipzig die „4. Japanischen Filmtage“. Relativ anspruchsvolle Filme werden hier gezeigt, vorrangig in der naTo, einem kulturellen Zentrum mit Kneipe und Kinosaal. Bei jeder Vorstellung gibt es das gleiche Programm: In regelmäßigen Zwei-Minuten-Abständen, klirrt und poltert es, gefolgt von einem Raunen, weil irgendein Trottel wieder seine Bierflasche umgekippt hat. Es ist schön, wenn man in einem Film versinken kann, aber man kann sich doch trotzdem merken, wo man sein Bier abgestellt hat. Ganz schlimm war es beim Film „Blood and Bones“, einem Drama erster Güte. Der Film erreichte gerade seinen Höhepunkt, da passierte es: Aus einer hinteren Reihe polterte erst eine Flasche um, danach fiel auch noch der Polter-Verursacher vom Stuhl. Er stellte seinen Stuhl wieder hin und verlies genau vor der Leinwand den Saal. Applaus gabs obendrein für ihn. Eigentlich sehr lustig. Gemixt mit der Traurigkeit des Films war es allerdings echt nervig.
Man müsste diese Leute bestrafen, indem man sie an einen Stuhl fesselt und an einem Stück folgende Filme sehen lässt: Congo, Matrix Revolutions und Speed 2! Obwohl…, man müsste auch die Menschenrechte beachten, was jetzt nicht nur das Fesseln betreffen soll.
Also Leute, passt doch einfach ein bisschen auf. Alles wird gut…

Im Höhrsaalklo ist die Hölle los

Alle tausend Jahre öffnet sich irgendwo auf der Erde ein Tor in eine Parallelwelt. Um solch ein Tor zu durchschreiten, muss man unglaubliches Glück haben und in Drachenblut gebadet haben. So oder so ähnlich ist der Stoff, aus dem Fantasy-Geschichten sind. Die Wahrheit ist weniger glamurös, wenn auch nicht weniger mysteriös.
Es war ein Tag wie jeder andere. Ich war auf dem Weg ins Hörsaalgebäude. Bevor mich jedoch vollends der Vorlesung hingeben konnte, musste ich noch einmal aufs Klo, was nicht weiter spektakulär ist, ich geb’s zu. Die Tür zum Herreklo stand einen Spalt auf. Ich hätte im nachhinein aufmerksamer sein müssen, denn hätte ich genauer hingeschaut, wären mir sicher Nebelschwaden bestehend aus dunkelster Energie aufgefallen, die sich wie Krallen durch den Türspalt drängten. Ich öffnete die Tür zum Händewaschraum und sah abgeplatzte Fliesen, manisch flackerndes Licht es stank bestialisch und die Luft war zum Schneiden. Also alles in allem nichts ungewöhnliches. Das ungewöhnlichste kommt jetzt: als ich die Tür zum Toilettenteil öffnete, sah ich einen Studenten direkt vor mir, den Rücken zu mir gerichtet. Präziser formuliert: er hatte den nackten Arsch zu mir gerichtet. Noch genauer: Nicht nur der Arsch guckte mich an, sondern auch der Handrücken seiner arschabwischenden Hand. Um im Fantasy-Jargon zu bleiben: Eine behaarte Bestie wischte sich vor meinen Augen den Hintern ab. Warum er das nicht in einer Kabine tat, weiß ich nicht und wir fehlte auch die Schlagfertigkeit, ihn zu Fragen. Als ich jedoch selbst in eine Klokabine ging, hatte ich die Vermutung, dass auch in seiner Kabine weder Klopapier noch Spühlmechanismus vorhanden war. Irgendjemand hat wohl die ganzen Spühlketten geklaut und trägt sie als Zierrat.
Als ich mit allem fertig war, verschloss ich beim hinausgehen das Dimensionstor und hoffe, ich habe die nächsten tausend Jahre Ruhe.