Weihnachten und die Frage nach der Musik

Na, weihnachtet es bei euch schon sehr? Sitzt ihr gerade eingemümmelt in eurer Lieblingsdecke auf dem Sofa und schaut Märchenfilme? Die Printen immer griffbereit? Oder nervt euch das alles?

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal, was Printen sind. In meinem Kopf besetzt das Wort dieselbe Synapse wie Pansen. Ich weiß, dass das zwei unterschiedliche Sachen sind, habe mich bisher aber von beidem ferngehalten. Nun denn, Weihnachten steht vor der Tür. Für die einen bedeutet das, zur Ruhe zu kommen, Festlichkeit und Zeit mit der Familie. Für andere heißt das kollektive Langeweile, Einkaufsstress und Zeit mit der Familie. Bei mir ist das so ein Zwischending. Ich freue mich auf die Feiertage und die Zeit „zwischen den Jahren“, denn da passiert in der Tat mal weniger als sonst. Ich bin aber schnell genervt, wenn beim Zusammensitzen mit der Familie die Heizung auf Anschlag gedreht ist. Wegen steigender Heizkosten ist das dieses Jahr vermutlich aber gar kein Thema.

Was immer ein Thema ist, ist die Musik. Vor Jahren habe ich mir eine Playlist zusammengestellt namens „Weihnachten ohne Weihnachtslieder„. Ausnahmen bestätigen die Regel und bis auf ein, zwei Lieder sind dort in der Tat nur Stücke drauf, die etwas langsamer sind und meiner Meinung nach gut in die Weihnachtszeit passen, ohne diese zu thematisieren. Ich höre diese Playlist heute noch oft, ich finde sie ist mir ganz vorzüglich gelungen.

Konkrete Weihnachtslieder finde ich meistens doof, aber auch hier habe ich mit der Zeit dazu gelernt. Mir ist aufgefallen, dass Bands, die ich auch sonst höre, immer häufiger Weihnachtsalben herausbringen. Das kann nervig sein, oft ist es aber überraschend passend. Aus diesem Grund werde ich im Folgenden ein paar Weihnachtsalben auflisten und kurz dazu schreiben, ob sich das Album dafür eignet, gemeinsam mit der Familie unterm Weihnachtsbaum gehört zu werden. Das ist kein Ranking, die Reihenfolge ist zufällig und natürlich auch absolut unvollständig.

Murder By Death – Lonesome Holiday (2020)

Laut Beschreibung auf Spotify spielen Murder By Death einen Mix aus Dark Post-Rock und Gothic Americana mit Anleihen an Johnny Cash und Nick Cave & the Bad Seeds. Das unterschreibe ich so, es ist wirklich eine einzigartige Mischung, die man auschecken sollte, wenn die Beschreibung Interesse geweckt hat.

Familientauglichkeit: Hoch, kann nebenbei dudeln und niemand wird sich beschweren. Jemand wird vielleicht fragen, ob das Johnny Cash oder Elvis sei, der da singt.

Anspieltipp: Holiday Road

Bad Religion – Christmas Songs (2013)

Tja, was soll ich dazu sagen. Bad Religion gehört zu meinen absoluten Lieblingsbands. Die Kombination von Punk und kirchlichen Traditionals ist nicht so ungewöhnlich, wie es scheint. Wer das interessant findet, dem empfehle ich auch die Soloalben von Greg Graffin, dem Sänger der Band.

Familientauglichkeit: Niedrig, wo Bad Religion drauf steht, ist auch Bad Religion drin. Kann als Krach und Verursacher von Kopfschmerzen (es lag nicht am Punsch!) wahrgenommen werden.

Anspieltipp: What Child Is This? – eigentlich alles, das Album ist kurz!

Brian Fallon – Night Devine (2021)

Vielleicht ist dem einen oder der anderen von euch Brian Fallon als Sänger der Band The Gaslight Anthem bekannt. Seit Auflösung bringt er stetig Soloalben heraus, die mir alle sehr gut gefallen. Dieses Weihnachtsalbum finde ich nicht herausragend, es sollte aber auf dieser Liste nicht fehlen.

Familientauglichkeit: Relativ hoch, wenn es beim Auspacken der Geschenke im Hintergrund läuft, würde es vermutlich gar nicht auffallen.

Anspieltipp: Angels We Have Heard On High

Broilers – Santa Claus (2021)

Mittlerweile sind die Broilers Mainstream, aber ich erinnere mich an Zeiten, da waren sie im Conne Island in Leipzig Vorband von den Real McKenzies. Kennt jemand die Real McKenzies? Vermutlich nicht. An dem Tag wurde ich Fan von den Broilers. Angelehnt an ihr 2011er Album Santa Muerte gibt es hier eine bunte Weihnachtsmischung.

Familientauglichkeit: Geht klar, die Rocker*innen in der Familie werden sich nicht beschweren.

Anspieltipp: Fairytale of New York

Sia – Everyday is Christmas (2018)

Nun zu etwas Popmusik. Sia kann ich mir auf Albumlänge nur sehr selten geben, da ich die Stimme sehr speziell finde. Trotzdem gefallen mir einzelne Lieder von ihr sehr.

Familientauglichkeit: Niedrig, da der Weihnachtsbezug eher in den Texten, aber selten in der Instrumentalisierung zur Geltung kommt. Das könnte als nicht richtige Weihnachtsmusik interpretiert werden und ich sehe schon, wie im Regal nach der Helene-Fischer-CD gesucht wird.

Anspieltipp: Ho Ho Ho

Die Roten Rosen – Wir warten auf’s Christkind (1998)

Das war mein erster Berührungspunkt mit etwas extravaganten Weihnachtsliedern oder Interpretationen davon, daher wird dieses Album immer einen festen Platz in meinem Herzen haben. Das ist das zweite Album und vorerst letzte Album der Band, vielleicht hört man ja irgendwann noch etwas von ihnen.

Familientauglichkeit: Geht so, pendelt sich zwischen Krach und kenn-ich-irgendwo-her ein. Ist eher was für abends.

Anspieltipp: Weihnachtsmann vom Dach

Anna And The Apocalypse – Original Soundtrack (2018)

Ich lehne mich vielleicht aus dem Fenster, aber Anna And The Apocalypse ist das beste Weihnachts-Zombie-Musical, das es gibt. Den Film habe ich 2018 auf dem Fantasy Filmfest gesehen und sofort ins Herz geschlossen. Seitdem gehört er für mich zu Weihnachten dazu.

Familientauglichkeit: Kommt drauf an, ob man den Film schon gesehen hat oder nicht. Ich würde ihn im ersten Schritt als Familientradition zu Heiligabend einführen (im Fernsehen kommt eh nix), dann kann der Soundtrack auch ohne Probleme am 1. und 2. Feiertag laufen.

Anspieltipp: Hollywood Ending


Das war’s an Weihnachtsalben. Ich hoffe, da war auch was für euch dabei. Um den Bogen zu schlagen zur Playlist „Weihnachten ohne Weihnachtslieder“: Es gibt noch drei Alben, die so wie Printen und Pansen in meinem Kopf mit Weihnachten verbunden sind. Die möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

Bruce Springsteen – Nebraska (1982)

Vielleicht liegt es an der dunklen Jahreszeit, der Düsternis des Albums und der minimalistischen Aufnahme, ich kann es nicht erklären. Falls ihr Weihnachten alleine seid, solltet ihr dieses Album unbedingt oder auf gar keinen Fall hören. Ich würde mich immer für ersteres entscheiden, aber sowas muss man mögen.

Anspieltipp: Atlantic City, eines der besten Lieder, das es gibt

Korn – Issues (1999)

Das Album kam im November 1999 raus und ich weiß noch, wie ich nach der Schule in den Plattenladen (Plattengeier in Eberswalde, lang ist’s her) ging und das gekauft habe. Den Titel konnte ich nicht aussprechen und habe ihn deshalb auf einen Zettel geschrieben und dem Verkäufer gezeigt. Der sagte französisch angehaucht „Ah, Issüh“ und verkaufte mir das Album. Das habe ich dann rauf und runter gehört. Ich war ein großer Korn-Fan.

Anspieltipp: Wake Up

Nick Cave And The Bad Seeds – No More Shall We Part (2011)

Zurück zur Düsternis. Vielleicht muss ich mir langsam um meine Synapsen Sorgen machen, aber auch dieses Album ist der ideale Begleiter, falls man Weihnachten alleine in der Küche verbringt. Für mich ist es das beste, das Nick Cave je veröffentlicht hat.

Anspieltipp: Fifteen Feet of Pure White Snow, aber eigentlich alles. Wenn das Album vorbei ist, gleich nochmal hören.