Segelreise 2018 (Teil 4)

Was bisher geschah …

Teil 1: Tag 0 – 2 (Kappeln – Lyø – Lohals)

Teil 2: Tag 3 – 5 (Lohals – Nyborg – Skælskør – Bandholm)

Teil 3: Tag 6 – 8 (Bandholm – N 55° 02.098 | E 011° 47.871 – Karrebæksminde – Korsør)

Tag 9 – von Korsør nach Lundeborg

Mit dem neuen Tag sind auch die Roller Kids verschwunden. Nachdem wir noch die Pommesreserven des örtlichen Hafenrestaurants leergekauft und gegessen hatten, segelten wir los Richtung Lundeborg. Dort mussten wir bis 17 Uhr ankommen, da wir uns einen Platz im neu umgebauten Hafen reserviert haben.

Die Sonne knallte heute extrem. Glücklicherweise haben wir nicht nur Segel-Segel, sondern auch Sonnensegel. Durch die Sonne entstanden am Horizont Spiegelungen, so dass es aussah, als würden Bäume über dem Meer schweben. Vielleicht tun sie das auch, ich konnte das nicht prüfen.

Der Hafen von Lundeborg ist sehr modern. Er ist aufgebaut wie eine Schnecke, wahrscheinlich eine Seeschnecke, besser gesagt das Haus einer Seeschnecke, jetzt hab ich es. In Lundeborg suchte ich mir ein schattiges Plätzchen unter einem Birnenbaum. Hier las ich „Glantz und Gloria“ von Henning Ahrens aus. Das war super, auf Herrn Ahrens ist jederzeit Verlass. Weiter geht es jetzt mit „Miakro“ von Georg Klein. Haben wir das auch erwähnt.

Am Abend lief auch noch die „Lilla Dan“ in den Hafen ein und legte in zweiter Reihe neben uns an. Die Frage der Crew, ob wir Polen seien, mussten wir verneinen. Eigentlich hätte sich das erübrigen müssen, denn …

Zum Abendessen gab es Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffeln. Yummy!

Tag 10 – von Lundeborg nach Søby

Heute früh haben wir wie fast jeden Tag frische Brötchen geholt. Das in Verbindung mit dem für diese Reise neu eingeführten Mittags-Snack ist im Grunde genommen der pure Luxus. Die letzten Touren kamen wir teilweise als ausgemergelte Horrorgestalten zurück. Diesmal sind wir wohlgenährt und gestylt. Wir haben nämlich nicht nur Essen im Überfluss, sondern bieten auch diverse Dienstleistungen an. Sie brauchen eine neue Frisur? Machen wir! Massage? Kein Problem! Ein neuer Bilderrahmen? Sagen Sie uns nur die Größe! Eine Beratung oder ein Gutachten? Immer her mit den Anfragen! Das und noch viel mehr können wir bieten.

Nachdem wir in Søby angelegt haben, liefen wir zum Supermarkt, um saure Gurken zu kaufen. Das sollte ein ganz besonderer Preis werden, denn heute ging das Pub-Quiz in die zweite Runde. Die Gurken winkten dem letztplatzierten Team. Eine weitere Änderung war, dass ich für den Fall eines Stechens eine Umfrage gestartet habe. Die Frage war, Nutella mit oder ohne Butter. Das Ergebnis der Crew war, dass 68% Nutella auf Toast mit Butter essen und 32% ohne. Schockierend, wie viele Wahrheiten hier ans Licht kommen. Das Quiz jedenfalls lief auch diesmal wieder gut. Sogar der Kapitän hat mitgemacht (und natürlich gewonnen).

Zum Abendessen wurde heute wieder gegrillt. Es gab erneut alles. Lecker!

Tag 11 – von Søby nach Skarø

Heute wollten wir eigentlich nach Fåborg, um Fisch zu kaufen. Dort war der Hafen allerdings für 30 Schiffe reserviert, also segelten wir woanders hin.

Wir erreichten Skarø relativ früh, allerdings konnten wir wegen eines Wikingerschiffes erst etwas später anlegen. Mit denen legt man sich besser nicht an.

Skarø ist die Insel mit dem dreieckigen Fußballplatz. Hier waren wir bereits vor ein paar Jahren, allerdings ist diesmal hier viel mehr los, da auch in Dänemark Urlaubssaison ist. Trotzdem ist Skarø immer eine Reise wert. Die Insel ist so klein, dass man sie zu Fuß umrunden kann. Hier gibt es wenig Einwohner, viel Eis und noch mehr Hasen.

Da der Andrang hier recht groß war, legten an die Pippilotta noch zwei weitere Schiffe an. Darunter auch das Wikingerschiff. Damit kommen wir klar, wir sind schließlich auch mit den Roller Kids fertig geworden.

Heute war es übrigens irrsinnig heiß. In der Sonne hielt man es nur ca. drei Sekunden aus. Das wirkte sich auch auf den Geisteszustand der Crew aus. Einige von uns rotteten sich im Schatten einer Hafenhütte zusammen. Das sah aus wie früher vor der Kaufhalle (nur mit mehr Bier). Andere performten eine verrückte Tanz-Choreografie zu 90er-Jahre-Musik während der Zubereitung des Abendessens. Erstaunlich, dass dabei auch etwas heraus kam. Das sollte auf jeden Fall mal wissenschaftlich untersucht werden. Hier bietet sich z.B. das Institut Friesenius an.

Zum Abendessen gab es Nudeln mit Tomatensoße. Fetzig!

Segelreise 2018 (Teil 3)

Was bisher geschah …

Teil 1: Tag 0 – 2 (Kappeln – Lyø – Lohals)

Teil 2: Tag 3 – 5 (Lohals – Nyborg – Skælskør – Bandholm)

Tag 6 – von Bandholm nach N 55° 02.098 | E 011° 47.871

Obwohl morgen erst Freitag, der 13. ist, hatten wir heute etwas Pech. Zuerst konnten wir nicht wie eigentlich geplant auf Femø anlegen, da auch hier der Hafen voll war. Dann hatten wir relativ lange Flaute, aber immerhin Badepause.

Am späten Nachmittag ging es dann weiter und wir hatten den ersten Notfall. Um 19:35 Uhr bei N 55° 00.311 E 011° 39.732 ist der erste über Bord gegangen und musste gerettet werden. Auf einmal wurde es dramatisch. Die Segel wurden gerafft und jemand musste zu jeder Zeit Blickkontakt zum sich schon am Horizont befindlichen über Bord gegangenen halten. Das Schiff wurde gedreht und das Beiboot heruntergelassen. Es musste 30° rechts der Sonne ansteuern. Jetzt hieß es nur noch bibbern, bangen und hoffen …

Als das Beiboot zurück kam, gab es Applaus. Die Rettung war geglückt und wir waren alle so erleichtert. Heute habe ich gelernt, hier wird niemand im Stich gelassen. Auch kein Schwimm-Donut.

Nachdem wir auch in Masnedø und Vordingborg nicht anlegen konnten, beschlossen wir bei N 55° 02.098 E 011° 47.871 zu ankern und auf offener See zu übernachten.

Zum Abendessen gab es heute Schmorgurken. Lecker!

Tag 7 – von N 55° 02.098 | E 011° 47.871 nach Karrebæksminde

Heute Morgen zogen wir den Anker hoch (Uff!) und dann ging es los. Der Wind wehte gemächlich und da wir oft die Richtung wechseln mussten, mussten wir dementsprechend oft die Segel von einer Seite zur anderen ziehen (Ächz!).

Mit Karrebæksminde haben wir abgesehen von Malmö vor zwei Jahren im wohl touristischsten Hafen bisher angelegt. Hier gab es einen vollen Strand, eine Hafenpromenade, Restaurants noch und nöcher und vieles mehr.

Unglücksmäßig ist heute am Freitag den 13. nichts passiert. Laut Kapitän ist heute ein doppelter Glückstag. Einmal, weil Freitag ist und einmal, weil es der 13. ist. Da kann man nichts gegen sagen. Trotzdem realisieren wir aber auch langsam, dass wir schon die Hälfte der Segelreise hinter uns haben. Aber darüber groß nachzudenken macht nur müde.

Heute gab es zum Abendbrot Soljanka. Lecker lecker!

Tag 8 – von Karrebæksminde nach Korsør

Heute früh ging es erst kurz einen Cache suchen und dann auf einen Flohmarkt in Karrebæksminde. Nach einer Eiswaffel ging es dann los Richtung Korsør. Dort angekommen dachte ich kurz, wir wären im tiefsten Brandenburg. So jedenfalls sah die Hafengegend aus. Es war allerdings nicht Neuruppin, sondern in der Tat Korsør.

Im Hafen wurden wir schon beim Anlegen von einer Gruppe erlebnisorientierter Jugendlicher mit Rollern begrüßt. Diese Roller Kids knatterten den Hafen rauf und runter, jede Runde lauter als die davor. Das ist schön für die Kids, denn ich denke, am Sonntagabend sind die Optionen, was man hier machen kann, eher gering. An der Bushaltestelle abhängen oder Einkaufswagen knacken ist irgendwann auch langweilig. Aber um ehrlich zu sein, waren wir von dem Geknatter relativ unbeeindruckt. Ich würde aber auch lügen, wenn wir diese Nacht nicht mehr Sachen als nötig an Deck gelassen haben. Außerdem werden wir morgen vor dem Ablegen nochmal die Schränke nach blinden Passagieren absuchen.

Zum Abendessen gab es heute österreichischen Krautstrudel. Mjam!

Segelreise 2018 (Teil 2)

Was bisher geschah …

Teil 1: Tag 0 – 2 (Kappeln – Lyø – Lohals)

Tag 3 – von Lohals nach Nyborg

Heute hatten wir wahnsinnige Geschwindigkeit und bekamen sogar eine Wende ohne Motor hin. Außerdem gab es ein kleines Wettrennen mit anderen Schiffen vor dem Hafen von Nyborg, weil wir einen bestimmten Anlegeplatz erreichen wollten. Das haben wir dann auch geschafft, ohne dass wir auf dreckige Tricks zurückgreifen mussten.

In Nyborg gab es wahnsinnig tolles Softeis und Pommes, wirklich irrsinnig gut. Hier werden zwar um 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt, aber der Softeis- und Pommes-Zug rollt 24 Stunden!

Zum Abendessen gab es Pellkartoffeln und Quark. #kannmanmalmachen

An sich war das heute ein schöner Tag, an dem aber nicht viel passiert ist. Für morgen ist was tolles geplant, aber dazu später mehr.

Tag 4 – von Nyborg nach Skælskør

Flashback zu zwei Wochen zuvor. Ich hatte die fixe Idee, auf Segelreise ein Pub-Quiz zu veranstalten und habe dazu alle nötigen Vorkehrungen inkl. Poster und Flyer zu erstellen getroffen. Wer erinnert sich schließlich nicht an die Dropkick Mollys 2011 im McCormack’s in Leipzig, die dort unter schwersten Bedingungen das Quiz gewonnen haben? Eben.

Das ganze sollte also heute nach dem Abendabwasch stattfinden. Die Flyer wurden also verteilt und die Poster aufgehängt. Meine Aufregung deswegen stieg von Stunde zu Stunde, denn einer musste den Quizmaster machen und das war natürlich der, der die Idee hatte. Jetzt ist für mich schon eine Herausforderung, mit einer Person zu sprechen – wie sieht das wohl mit über zwanzig aus?

Ich kann euch sagen, es sah am Ende alles gut aus. Meine Nervosität stieg bis zum Beginn des Pub-Quizzes immer weiter – parallel zum Guinness-Konsum, obwohl da kein direkter Zusammenhang besteht (ganz im Gegenteil!) – und erreichte teilweise das Niveau einer mündlichen Prüfung … vor den Schwiegereltern … ohne Hose. Als das Quiz dann losging, war das aber alles fast kein Thema mehr.

Es wurden fünf Runden à fünf Fragen gespielt. Die Fragen habe ich vorher grob aus einem Spiel ausgewählt und reichten von „Wie heißt der deutsche Titel des Zeichentrickfilms The Lady and the Tramp?“ bis „Was bezeichnet man im Schriftsatz als Schusterjungen und Hurenkinder?“. Einzig bei der Unterscheidung zwischen Knödeln und Klößen – ich wollte beides als Antwort gelten lassen – entstand ein kleiner Lynchmob, der das machen wollte, was Lynchmobs so machen.

Insgesamt gab es fünf Teams und auch fünf Preise, darunter Knallerbsen, eine Seifenblasenpfeife und eine Bacardi-Klingel, also Dinge, die auf einem Schiff unerlässlich sind.

Ich hatte das Gefühl. das Pub-Quiz kam gut an (bis auf die weinenden Gesichter bei Null-Punkte-Runden). Gut möglich, dass wir das nächste Woche noch einmal machen.

Zum Abendessen wurde heute gegrillt. Es gab alles.

Tag 5 – von Skælskør nach Bandholm

In Skælskør haben wir heute vor dem Ablegen noch kurz einen Second-Hand-Laden sowie das heute stattfindende Keramik-Fest besucht. In ersterem habe ich gelernt, dass Jeans auf Dänisch Cowboy-bukser genannt werden. Auf zweiterem habe ich gelernt, dass ich von Keramik nicht genug verstehe, um dieses Handwerk so wertzuschätzen, wie es wahrscheinlich nötig wäre.

In Lohals gab es übrigens bevor wir ankamen das Frikadellen-Festival. Ich bin gespannt, was noch so kommt. Noch kann ich kein Muster erkennen.

Skælskør selbst liegt am Ende eines Fjords, durch den wir nach dem Ablegen wieder zurückgefahren sind. Vorbei ging es erneut an einer Brauerei, wo es stark nach Erbsensuppe roch. Sehe ich hier einen neuen Craft-Bier-Trend an uns vorbeiziehen?

Segeltechnisch hatten wir den ganzen Tag Flaute, weshalb wir eine Badepause für die ganz harten machen konnten. Anlegen wollten wir auf Femø, allerdings war da kein Platz mehr im Hafen. Da wir keine Kanonen an Bord haben und die Reichweite der Knallerbsen eher beschränkt ist, steuerten wir mit Bandholm auf Lolland den nächsten Hafen an.

Auf den ersten Blick ist Bandholm unspektakulär – der Kapitän sprach von einer sterbenden Stadt. Über den Bäumen am konnte man jedoch etliche Insekten sehen, die wie Rauchschwaden in der Luft hingen. Werden sie in der Nacht über uns kommen und uns zum Teil der sterbenden Stadt machen? Wer weiß das schon …

Zum Abendessen gab es jedenfalls Curry-Reis. In meinen analogen Aufzeichnungen war hier ein Hurenkind.