Im Höhrsaalklo ist die Hölle los

Alle tausend Jahre öffnet sich irgendwo auf der Erde ein Tor in eine Parallelwelt. Um solch ein Tor zu durchschreiten, muss man unglaubliches Glück haben und in Drachenblut gebadet haben. So oder so ähnlich ist der Stoff, aus dem Fantasy-Geschichten sind. Die Wahrheit ist weniger glamurös, wenn auch nicht weniger mysteriös.
Es war ein Tag wie jeder andere. Ich war auf dem Weg ins Hörsaalgebäude. Bevor mich jedoch vollends der Vorlesung hingeben konnte, musste ich noch einmal aufs Klo, was nicht weiter spektakulär ist, ich geb’s zu. Die Tür zum Herreklo stand einen Spalt auf. Ich hätte im nachhinein aufmerksamer sein müssen, denn hätte ich genauer hingeschaut, wären mir sicher Nebelschwaden bestehend aus dunkelster Energie aufgefallen, die sich wie Krallen durch den Türspalt drängten. Ich öffnete die Tür zum Händewaschraum und sah abgeplatzte Fliesen, manisch flackerndes Licht es stank bestialisch und die Luft war zum Schneiden. Also alles in allem nichts ungewöhnliches. Das ungewöhnlichste kommt jetzt: als ich die Tür zum Toilettenteil öffnete, sah ich einen Studenten direkt vor mir, den Rücken zu mir gerichtet. Präziser formuliert: er hatte den nackten Arsch zu mir gerichtet. Noch genauer: Nicht nur der Arsch guckte mich an, sondern auch der Handrücken seiner arschabwischenden Hand. Um im Fantasy-Jargon zu bleiben: Eine behaarte Bestie wischte sich vor meinen Augen den Hintern ab. Warum er das nicht in einer Kabine tat, weiß ich nicht und wir fehlte auch die Schlagfertigkeit, ihn zu Fragen. Als ich jedoch selbst in eine Klokabine ging, hatte ich die Vermutung, dass auch in seiner Kabine weder Klopapier noch Spühlmechanismus vorhanden war. Irgendjemand hat wohl die ganzen Spühlketten geklaut und trägt sie als Zierrat.
Als ich mit allem fertig war, verschloss ich beim hinausgehen das Dimensionstor und hoffe, ich habe die nächsten tausend Jahre Ruhe.

Aufkleber entfernen ist evil

Jeder hat ihn schon mal auf Autos gesehen, diesen ovalen Aufkleber mit dem „D“ in der Mitte. Vor ein paar Jahren war es Pflicht, diesen Aufkleber am KFZ kleben zu haben. Das man ihn heute noch oft sieht, liegt an der Angst, bei dem Versuch, ihn zu entfernen hässliche Spuren hinterlässt. Man kennt es ja: Da wartet man auf die Veröffentlichung des neuesten Albums der Lieblingsband, rennt in den Plattenladen, kauft die CD und verbringt das erste mal durchhhören damit, den Preis von der Hülle zu kratzen. Das Album sieht danach schrecklich aus und man fragt sich, ob man in Zukunft nicht doch lieber ein bisschen mehr ins Internet guckt.
So schlimm jedenfalls soll weder eine CD-Hülle, noch ein Auto aussehen denkt man sich dann und lässt den Aufkleber am Wagen. Wer weiß, vielleicht wird er ja nocheinmal gebraucht. Man möchte es ja nicht heraufbeschwören, aber möglich ist alles. So auch die Auflösung der Europäischen Union.
Das „D“ hin oder her, was kürzlich an einem Auto klebte, hat mich sehr amüsiert. Es war ein Aufkleber mit dem Umriss Deutschlands. Soweit ist das nicht witzig, aber es wird noch besser. Im Umriss war die Deutschlandfahne eingebettet. Das ist zwar doppelt gemoppelt, aber man kann ja nie sicher sein, dass ein Aufkleberbegucker auch die Umrisse kennt, deshalb sicherheitshalber noch die drei Streifen. Wer allerdings immer noch nicht erkennt, aus welchem Land das Auto stammt, der soll einfach mal lesen, denn auf den Streifen stand noch groß „Bundesrepublik Deutschland“. Ich will hier gar nichts politisches reininterpretieren, nur fand ich diesen ganzen Aufkleber extrem protzig, aufdringlich und deshalb lächerlich. Und apropos protzig, drei Schritte weiter sah ich ein PKW mit dem Nummernschild „L-irgendwas-6666“. Man kennt das ja z.B. von Satanisten, aber „666“ war da wohl nicht evil genug.

Penetranz im Schländertempo

Hier sollte heute etwas grandioses stehen. Hier sollte heute etwas einzigartiges stehen. Es sollte um eine Unterführung ganz in der Nähe gehen und ich wollte darüber schreiben, dass mir trotz mehrmaligem Gängen durch diese Unterführung, noch nie jemand dort entgegengekommen ist, egal ob ich nun von der einen oder der anderen Seite dort einbiege. Ein klasse Anfang wäre das geworden und ich hätte Seiten dazu geschrieben. Als ich allerdings vor kurzem wieder durch den Tunnel ging, war eine volkstümliche Belebtheit anzutreffen. Leute jeden Alters waren gerade in der Unterführung. Fünf Menschen kamen mir entgegen und auf Schritt und Tritt folgten mir zwei weitere.
Gerade diese zwei Typen machten mir zu schaffen. Einer schob ein Fahrrad und der andere ging nebenher. Da ich eigentlich nur spazieren gehen wollte, hatte ich ein lockeres Schländertempo zu bieten und ich merkte, wie die beiden näher kamen. Sicherlich wollten sie irgendwo hin, doch sie blieben brav hinter mir. Meine Geschwindigkeit war einfach penetrant unpassend. Zum zielgerichteten Laufen zu langsam und zum rumgammeln zu schnell. Wäre ich selbst hinter mir gelaufen, hätte ich mich sicherlich aufgeregt. Mit „mich“ meine ich das ich, das hinter mir läuft. Naja um die Sache nicht eskalieren zu lassen, bin ich kurz in eine Seitenstraße eingebogen und danach hab ich von den beiden keinen mehr gesehen.
Vielleicht kann ich ja jetzt Leute verstehen, die mitten auf’m Bürgersteig stehen bleiben oder auf der Rolltreppe merken, sie haben etwas vergessen und müssen nochmal umkehren. Vielleicht allerdings auch nicht.