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Urlaub in Leipzig… Urlaub. In Leipzig. Leipzig. Urlaub.
Ja da ist er, mein erster Urlaub. Die Probezeit in München ist vorbei, das heißt man darf nach drei Monaten offiziell auch mal kurz raus. Und was liegt da näher, als in die Stadt zu fahren, in die ich 2004 gezogen bin und die mich acht Jahre gehalten hat? (Die Berge vielleicht, aber die gehen ja so schnell nicht weg.) Acht Jahre sind für mich eine lange Zeit, also was man da alles schafft, anzufangen und nicht zu beenden, das ist schon einiges. Da studiert man dann, sitzt im Hörsaalgebäude, draußen wird gebohrt, abgerissen und wieder aufgebaut und ehe man sich’s versieht, kann man in der Mensa auf einmal mehr als zwei Gerichte essen (und auch länger als sieben Interimsminuten dafür einplanen) und eine Kirche steht neben einem, in der Mathematik gelehrt werden soll. Verrückt. 
Andere an meiner Stelle würden vielleicht sagen, sie seien in „ihre Stadt“ zurückgekehrt, das Thema hatten wir schon mit der lieben Heimat.  Freunde besuchen ist, was mich herzieht und weniger die Höfe am Brühl („Guck mal, wie weit die schon sind!“), obwohl mich ja schon interessiert, was nach dem ganzen Hickhack um die alte Fassade davon später noch zu sehen ist. Auch die „Und ist’s in München? Teuer, wa?“-Fragen beantworte ich ungern. Vielleicht ist „Ja“ die einfachste und der Erwartungshaltung am ehesten entsprechende Antwort. Ob es die richtige ist, bezweifle ich, auch wenn das genug Schilder bestätigen („Schnitzel mit Pommes 3 Euro“). Kulturvergleiche sind nicht mein Ding, da muss ich mich an harte messbare Fakten halten, um die oft heiß begehrten Unterschiede zwischen München und Leipzig zu finden. Das sind zum Beispiel die Bierpreise, aber selbst da gibt es Ausnahmen. Nicht zu bestreiten ist, dass der Münchner Hauptbahnhof hässlich ist. So hässlich, dass der Leipziger Hauptbahnhof in noch hellerem Glanz erstrahlt als ohnehin schon.
Jetzt mache ich Urlaub und treffe nette Menschen. Mir wurde gesagt, dass ich frisch aussehe und viel positiver bin. Ja sogar entspannter. Das freut mich sehr und nur wegen dieser Lockerheit konnte ich es mir leisten, gestern den ganzen Tag biertrinkend auf einer Parkbank zu verbringen. In vier Monaten kann viel passieren, da muss man aufpassen, das man beim quatschen nichts vergisst. Das hätte man vorher viel öfter machen müssen. Die Lockerheit kommt aber wahrscheinlich auch gerade von meinem Besucherstatus.
Es ist ein komisches Gefühl, Leipzig zu besuchen. Ich mag die Stadt sehr. Sie ist mir irgendwie ans Herz gewachsen. Seltsam nur, dass ich das Straßenbahnnetz schon fast vergessen habe. Ist das ein Zeichen? Erinnere ich mich bald nur noch an das Völkerschlachtdenkmal und das Neue Rathaus? Eine Horrorvorstellung und hoffentlich Quatsch mit Soße. Wenn ich an Leipzig denke, denke ich zu allererst an die Freunde, die hier wohnen und die schöne Zeit, die ich hier hatte und haben werde.

Autor: Stefan

Japanologe, Deutsch-als-Fremdsprachler, Blogger, Schatzsucher. Hobbys sind Lesen, Gucken und Machen.

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